29. Januar 2018
Mike Mandl
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MIT SHIATSU IN DIE ELTERNSCHAFT

„Wir sind schwanger“. Ein Moment der Freude! Bald danach die Erkenntnis: Ab jetzt geht es um was! Das Wort „wir“ wird neu definiert.

Von Wolfgang Löffler

Vor vielen Jahren hatte ich das Glück, bei einem Vortrag von Dan Millman zu sein, dem Autor des Buches „Way of the Peaceful Warrior“ zu sein, einem Buch, das mein Leben verändert hat. Irgendwann kam er auf Eltern, Kinder und Fehler zu sprechen. Eltern machen Fehler. “I think my kids got them in alpabetical order.“ Ich glaube, meine Kinder sammeln sie in alphabetischer Reihenfolge. Wow. Wenn sogar der solche Schnitzer macht, wie werde ich dann abschneiden?

Also gut, Nachwuchs. Wir bekommen Nachwuchs. Was kommt als erstes? Name? Kein Problem, den Namen hab ich schon vor zwei Jahren geträumt. Er wird Finn heißen (falls es überhaupt ein Junge wird). Dann kommt die ganze Flut von Ideen „wie es sein sollte“. Nicht fragen, was es wird. Unbedingt überraschen lassen. Ab jetzt kein Alkohol mehr für die werdende Mutter, kein Kaffee, Zucker sowieso nicht und aus Solidarität auch nichts davon für den Vater. Der Nestbau beginnt. Zimmer herrichten. Hunde daran gewöhnen, dass sie nicht mehr ins Bett dürfen. Babytrage aussuchen. Stylische Wickeltasche kaufen und wenn wir schon dabei sind, lernen wie man ein Baby wickelt …

Dann kommt der harte Teil. Die Verwanden, Freunde, und praktisch jede(r) outet sich jetzt als Baby-Fachmann oder –frau. Die Mutter soll etwas Bier trinken, weil das gut ist für die Milchproduktion. Babykleidung nur aus Bio-Baumwolle. Die Hunde müssen weggesperrt werden, weil sie, je nachdem mit wem man spricht, entweder das Kind beißen oder jeden, der sich ihm nähert. Wenn es schreit, einfach schreien lassen, weil man es sonst übertrieben verhätschelt (Echt Jetzt?!).

Nach kurzer Zeit die Erkenntnis, dass es wohl nur eine Quelle gibt, auf die man sich verlassen kann: 
Der eigene Instinkt, und wenn man sich nicht sicher ist, der Instinkt der Mutter.

Und schon wird’s etwas leichter. Die Großeltern verstehen zwar nicht warum Tragen um so viel besser ist als ein Kinderwagen, was die erste Meridian-Familie ist und was die Milz damit zu tun hat, wie man sein Baby transportiert, sind aber froh gleich mal den ersten 1000er gespart zu haben. Spätestes beim ersten Waldspaziergang mit Baby kommt ein gewisses Maß an Verständnis auf.

Mit dem Alltag kehrt etwas Gelassenheit ein. Obwohl er noch gestillt wird, stoßen wir zu Silvester mit einem Gläschen Sekt an. Für die Milchproduktion gibt es prophylaktisch Mochi. Irgendwann kaufen wir den ersten nicht-Bio-Body. Warum? Weil ein Superman Logo drauf ist. Oder „My Dad is the Greatest!“ drauf steht. Die Hunde dürfen nicht ins Bett, liegen aber unheimlich gern mit dem Baby auf der Decke am Boden. Anzahl der gebissenen Menschen: 0!

Und nein, wir lassen unser Kind nicht kreischen, wenn es schreit!

Nach und nach wird der Handlungsspielraum des Kleinen immer größer und der Einfluss der Eltern immer kleiner. Lange versuche ich mich dagegen zu wehren, mehr zu führen, klare Regeln aufzustellen um die Werte zu vermitteln, die ich für gut erachte und die auch meinen Kids als Führung dienen können. Bis mir Finn an einem verregneten Morgen etwas beibringt, das mich seitdem bei allen Entscheidungen begleitet.

Ein Teil davon ist, dass es ja gar nicht meine Aufgabe ist, ihm beizubringen, Entscheidungen so zu treffen wie ich. Er soll ja nicht seine Entscheidungen auf meine Art treffen, sondern auf SEINE Art, nach SEINEN Kriterien. Nur weil es mit meiner Lösung im Moment schneller geht, heißt das ja nicht, dass das Ergebnis besser ist! Klingt recht einfach. Ist es im Alltag nicht immer. Irgendwann stelle ich fest, dass Finn etwas komplett anders macht als ich es gemacht hätte oder vorgeschlagen hab. Und seine Lösung ist besser oder schöner!

Dann stelle ich fest, dass ich Fehler gemacht hab. Weil ich müde war, oder gereizt, oder weil ich nicht perfekt bin (die Erkenntnis hat echt geschmerzt), oder aus sonst einem Grund. Ich bin nicht unfehlbar. Manchmal sind wir nur so gut wie wir gerade können. Ich akzeptiere das ohne Schuldgefühle! Mittlerweile ist übrigens auch schon meinen Kindern aufgefallen, dass ich Fehler mache! Ich glaub sie sammeln sie in alphabetischer Reihenfolge!

Wolfgang Löffler

43, Shiatsu Praktiker, Vater von 3 Kindern. Zusammen mit Gabi Pfeifer bietet er ab März 2018 eine Workshop-Reihe für werdende Eltern an, in dem sie „Gefühl, nicht Informationen“ zum Thema vermitteln.

Die Workshops richten sich vor Allem an werdende Eltern. Dabei geht es uns weniger darum Wissen zu vermitteln. Wissen und Informationen stehen auf unzählige Arten zur Verfügung. Uns geht es vor Allem um das Gefühl Eltern zu sein. Was bedeutet es für jede(n) Einzelne(n)? Was, außer dem Offensichtlichen, ändert sich, wenn Nachwuchs im Anmarsch ist? Was verändert sich in der Beziehung der werdenden Eltern? Wie können sie einander unterstützen? Und vor Allem auch: wie kann der Vater möglichst früh Teil der neuen Familie sein, sein Vater-Sein kultivieren? Dabei werden wir auch einfache Shiatsu-Techniken erlernen, sozusagen für den Hausgebrauch und perfekt um die Reise gemeinsam anzutreten.

 

Wolfang Löffler

 

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