Unsere Kindheit hat einen Einfluss auf unser gesamtes Leben. Im Rahmen des Fachpraktikums für Kinderpsychosomatik beschäftigen wir uns damit.
Von Wolfgang Löffler
Das Praktikum für „Shiatsu mit Kindern und Jugendlichen“ der International Academy for Hara Shiatsu in der Abteilung Kinder- und Jugendpsychosomatik im Wiener Wilhelminenspital, befasst sich mit unserem Inneren Kind und der Frage: „Welchen Einfluss hat ein energetisches Ungleichgewicht in der Kindheit auf unser Chi im Erwachsenenleben?“ – oder – „Was, wenn ich als Kind schon all das hatte, nachdem ich jetzt auf der Suche bin?“
Die Studenten der International Academy for Hara Shiatsu absolvieren im Rahmen ihrer Ausbildung verschiedene Fachpraktika, wo sie unter Supervision eines/einer Praktikumsleiter/in und einem/einer Assistenten/in ihre Erfahrungen im entsprechenden Fachgebiet vertiefen. Neben der praktischen Arbeit mit den Klienten an sich, gibt es auch theoretischen Unterricht, besondere praktische Techniken und gemeinsame Übungen, um die praktische Erfahrung entsprechend zu unterstützen. Im Falle des Praktikums für „Shiatsu mit Kindern und Jugendlichen“ bedeutet das, auch eine Auseinandersetzung mit der Frage: „Wie geht es meinem Inneren Kind?“. Wir reflektieren, was uns als Kind geprägt hat, wie das Einfluss auf unser Leben als Erwachsener nimmt und auf die Art und Weise wie wir dadurch Entscheidungen treffen. Was uns als Kind fehlt, wächst sich nicht aus, sondern meist mit und ist später bedeutend für unser Dasein als Erwachsene/r.
Was antwortest Du wenn dich wer fragt, wie deine Kindheit war? Oder wie es für dich war, Kind zu sein?
Keine Ahnung wie es dir geht, aber wenn ich so zurück denke war meine Kindheit behütet, ohne großen Luxus, aber ich und meine Geschwister hatten alles war wir brauchten, ich fühlte mich beschützt. Und als Kind, das am Land aufwuchs, hatte ich genug Raum und Natur. Echt ok, aber relativ unspektakulär. Diese Sichtweise hat sich mittlerweile etwas geändert, bzw. verfeinert…
Im Praktikum „Shiatsu mit Kindern und Jugendlichen“ in der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychosomatik im Wiener Wilhelminenspital haben wir kürzlich eine kleine Reise in unsere Kindheit unternommen. Wir, das waren unsere Studenten der International Academy for Hara Shiatsu und ich, als Leiter des Praktikums. Geführt hat unsere Reise Eileen, meine Assistentin, mit freiem Geist und dem Chi der Südamerikanischen Schamanen im Herzen.
Hat eigentlich ganz einfach angefangen. Mit einem bunten Schlecker für jede/n von uns in der Mitte des Raumes. „Nehmt euch eine Farbe die euch gefällt“. Ok, blauer Schlecker. Check. „Geht durch den Raum, stellt euch einen Ort vor, wo ihr euch wohl fühlt… Was habt ihr an? Ein Kostüm? Eine Rüstung?...“. Begleitet von beschwingter, kindlicher Musik begebe ich mich mit den Anderen auf die Reise. Der Schlecker in meiner Hand scheint dabei wie ein Schlüssel zu funktionieren. Während wir mit geschlossenen Augen langsam im Kreis gehen ,reise ich an den Ort meiner Kindheit. Ich weiß genau wo ich bin. Was ich mache. Seh alles vor mir…
Es ist großartig. So als ob ich da wäre. Den Schlüssel noch immer in den Händen grinse ich von einem Ohr zum Anderen. Dann die Frage der Reiseleiterin: „Wie fühlt ihr euch?“
Und da fällt es mir auf: Ich fühle mich nicht behütet oder beschützt. Ich fühle mich leicht… und… MÄCHTIG!
Eigentlich ist es weniger ein Gefühl. Es ist mehr wie… Wissen! Was der Unterschied ist? Das Gefühl ist beschränkt, auf Kopf oder Herz. Oder wie ein Bauchgefühl. Aber ich WEISS es. Ich bin mächtig. Jede Faser meines Körpers. Frei von Zweifel! Wissen heißt handeln. Ein gutes Gefühl. Leber-Chi im Fluss. Nichts hält mich auf. Wollen und Tun ist eins!
Während ich in dem Macht-vollen Gefühl schwimme höre ich in der Entfernung die Frage: „Stellt euch vor, was das Kind, das ihr seht, braucht. Was hält es zurück? Was braucht es oder was muss es hören? Könnt ihr ihm das geben oder sagen was es braucht?
Ich sehe das Kind, das gerade noch ich war, jetzt etwas anders. Sieht aus wie mein ältester Sohn. Ich spüre was er braucht. Was ich damals gebraucht habe. Ich weiß genau, was gesagt werden muss. Ich spreche die Worte aus und er lächelt. Und dann lächle ich. Weil ich weiß, dass ich diese Worte schon oft zu ihm gesagt habe. In der „realen“ Welt. Vielleicht hab ich doch was aus meiner Kindheit gelernt!
Ich lass mich von meiner Vergangenheit führen.
Der Kreis schließt sich.
Nach einiger Zeit, ein paar Fragen und Gedanken später, beenden wir unsere Reise. Und ich frage mich: Was hält uns zurück? Wann verblasst das Wissen um unsere zweifelsfreie schöpferische Kraft? Und warum? Müssen wir sie verlieren, damit wir sie dann neu finden, neu schätzen und gezielt einsetzen können? Vielleicht macht es Sinn, dass wir unsere Macht später mit Vernunft paaren. Aber warum gelingt es so vielen von uns nicht, wenn die Vernunft mal da ist, die Macht wieder auszugraben?
Egal. Die Nachricht aus der Vergangenheit ist angekommen. Und sie ist gekommen um zu bleiben. „Ja, ich kann…“ Und so geht ein Tag zu Ende. Ein ganz normaler Tag – im Hara Shiatsu „Kinder Praktikum“. Wo wir dem Kind in uns die Hand reichen und dankbar seine Hilfe annehmen… Und Dank nochmal an die „Reiseleitung“.