8. März 2018
Mike Mandl
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ÜBER ENERGIE UND RAUM

Fachpraktika sind integrativer Bestandteil der Ausbildung zur/m Hara Shiatsu Praktiker/in. Philipp Walz stellt das Praktikum für Allgemeinbeschwerden vor.

Von PHILIPP WALZ

Durch 10 Wochen hindurch erweitern und vertiefen Schülerinnen und Schüler der International Academy for Hara Shiatsu im Rahmen des Allgemein-Praktikums ihre Erfahrungen und Kenntnisse. Für fast alle ist dabei das Zeitmanagement die größte Herausforderung, sind doch 4 Behandlungen à 50 Minuten hintereinander zu absolvieren. Da gilt es denn auch schnell auf den Punkt zu kommen: Worum geht es bei dieser Behandlung? Was ist zu tun? Häufig ist es auch das erste Mal, dass die angehenden Kolleginnen und Kollegen ihnen gänzlich unbekannte Klientinnen und Klienten behandeln. Davor lagen meist Bekannte, Freunde oder Familienmitglieder auf der Matte.

Auch für mich war es eine Premiere – schließlich begleitete ich erstmals als Praktikumsleiter, gemeinsam mit meiner Assistentin Nadine Fuchs, 6 motivierte Schülerinnen. In erster Linie galt unsere Aufmerksamkeit natürlich unseren 24 Klientinnen und Klienten. Dabei war mir wichtig, meinen zukünftigen Kolleginnen zu vermitteln, wie wir uns ihnen mit einfacher Fragetechnik (Clean Language) annähern. Und das ohne sich dabei durch die eigenen Befindlichkeiten stören zu lassen. Ich habe sie auch aufgefordert, auf ihre Intuition zu hören. Sie sollten sich die Fragen stellen: Worum geht es wirklich und was ist meine Behandlungsstrategie? Welchem Element, welchem Meridian schenke ich als Erstes meine Aufmerksamkeit, wie behandle ich weiter und was ist abschließend zu tun? Bei der Diagnose haben wir uns mit Hilfe der 5-Elemente (Wandlungsphasen), der Körpersignale, dem Hara und der Zunge ein Bild gemacht. Die Schülerinnen erhielten die Aufgabe, nach der 7. Behandlung, mindestens eine Klientin/einen Klienten und ihre Behandlung ausführlich zu präsentieren und mit der Gruppe zu diskutieren.

In der Stunde vor und nach den Behandlungen war jeweils Gelegenheit sich auszutauschen. Wir haben die Grundlagen von Shiatsu besprochen: Die 5 Elemente, die Meridiane, die Auswirkungen des Zuckerkonsums, die Verbesserung der Ernährung, die Anwendung der Hausapotheke, Schröpfen, Ingwerkompressen und die Verwendung von Moxa (Beifußkraut). Wie man Verdauungsprobleme (Durchfall, Blähungen, Verstopfung) in den Griff bekommt. Die möglichen Ursachen für Schmerzen im unteren Rücken und wie wir sie mit Shiatsu rasch lindern. Wir haben uns mit Schlafproblemen und deren Behebung durch Shiatsu beschäftigt. Wir haben die verschiedenen Arten von Kopfweh untersucht, den Unterschied zu Migräne festgehalten und wie man mit Shiatsu dagegen angehen kann.

"Schon bei der ersten Begegnung mit den angehenden Praktikerinnen war mir klar, dass es sich bei ihnen um besonders interessierte und motivierte Studentinnen handelt."

Sie waren neugierig und wollten viel wissen. Sie hinterfragten sowohl ihre eigenen Beobachtungen, als auch meine Einwürfe. Auf meine Fragen während den Behandlungen gingen sie gerne ein und nahmen meine Anregungen auf. Der abschließende kleine Test zeigte mir, dass die Inhalte mehr als nur verstanden haben. Während der sechs Stunden war das Qi im Raum spürbar.

Das Feedback der Klientinnen/der Klienten war durchwegs positiv. Gegen Ende des Behandlungszyklus sprach eine Klientin davon, dass sie ihre Jahre zurückliegende Krebserkrankung nun endlich loslassen könne. Eine andere Klientin, deren Haut an den Händen seit Jahren so rissig und aufgesprungen war, dass sie ständig Handschuhe tragen musste, entschloss sich zu Beginn der 10 Wochen zu einer 10-tägigen Reiskur und stellte auch danach ihre Ernährung erheblich um. Ihre Hände begannen sichtbar zu heilen: nach den zehn Behandlungen waren sie wesentlich besser und Handschuhe nicht mehr nötig. Die Nackenschmerzen einer Klientin waren weg und sie konnte schon nach den ersten Behandlungen in der Nacht wieder durchschlafen. Eine weitere Klientin konnte den Kopf nun auf beide Seiten drehen und berichtete, dass sie insgesamt wesentlich ruhiger sei.

"Alle Klientinnen und Klienten waren von Shiatsu und seiner Wirksamkeit begeistert und die meisten haben sich sofort für den nächsten Zyklus angemeldet."

Ich habe die Studentinnen gebeten, zusammenzufassen, was das Allgemeinpraktikum für sie bedeutet hat. Hier einige Zitate:

Romana: „Das Praktikum ist in jedem Fall sehr bereichernd. Es war spannend, die Klienten über zehn Wochen zu begleiten und zu beobachten, was sich bei ihnen tut und wie Shiatsu auf sie wirkt. Nicht zuletzt war es aber auch spannend im Nachhinein die persönliche Entwicklung und den eigenen Fortschritt in Bezug auf Diagnose, Gesprächsführung und Behandlungstechniken festzustellen.“

Sabrina: „Das Praktikum hat mir dabei geholfen, Routine zu entwickeln und die vielen Inputs des ersten Lehrjahres in bodenständiges Behandlungswerkzeug zu verwandeln.“ 

Maria: „Ich fühle mich sicherer, habe viel Erfahrung gewonnen und achte seither vermehrt auf die möglichen Ursachen, die hinter der augenmerklichen Störung stehen. Ich bin viel geduldiger und neugierig, was sich nach den ersten 4 bis 5 Behandlungen zeigt und wann und wie der Klient sich vertrauensvoll öffnet.“

Lisa: "Es war für mich etwas ganz Neues, vier fremde Klienten hintereinander zu behandeln – deshalb war die Spannung im Vorfeld und zu Beginn groß. Ich habe durch das Praktikum Sicherheit in der Diagnose und Behandlung gewonnen und gelernt, das eigentliche Thema der Klienten durch Clean Language und Körperbeweise besser herauszufinden und zu bearbeiten."

Sigrid: „Es hat mich beeindruckt, was mein Shiatsu (vom ersten Jahr) nach 10 regelmäßigen Behandlungen bewirken kann! Toll, was ich schon kann! Ich habe gelernt, dass es hilfreich, ist mit den Klienten einfach zu sprechen! Es ist mir nach den 10 Sitzungen auch bewusst geworden, dass ich mich in meiner Arbeit sicher fühlen kann und wie toll eine Behandlung ist, wenn ich bei mir selber bin!“ 

Trotz der oben beschriebenen Behandlungserfolge nehme ich als Praktikumsleiter die Erkenntnis mit: Die Fortschritte zeigen sich oft nicht sofort. Es sind mitunter die kleinen Schritte, die erst in Summe große Auswirkungen haben! Daher gilt es sich immer bewusst zu sein: Es braucht Geduld und eine Portion Beharrlichkeit, um das Qi dabei zu unterstützen, den richtigen Weg zu finden.

 

 

PHILIPP WALZ

 

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